Mittwoch, 11. September 2013

Das Volksbad

Letzte Woche habe ich mir mal wieder einen neuen Badeanzug zugelegt. So alle fünf Jahre muß das dann doch mal sein, da diese Teile mit der Zeit ja immer so ausleiern und das dann wirklich gar nicht mehr schön ausschaut:



Natürlich wollte ich mich damit gleich mal in die Fluten stürzen. Da aber der Herbst vor der Tür steht, ist der Sprung in den See oder Weiher dann doch nicht mehr ganz so prickelnd.
Also habe ich überlegt, ob ich nicht das nächste Hallenbad aufsuchen sollte. Jedoch sind die meisten Hallenbäder heutzutage ja mehr Vergnügungspark mit Pommesbude statt stilvoller Wassersportbetätigungsstätte.
Da fiel mir aber das Volksbad in Nürnberg ein. Dieses Jugendstilbad 1914 erbaut, ist eines der wunderschönsten Bäder die ich in meinem Leben gesehen habe. Es wurde 1994 stillgelegt, mit dem Wunsch es in den kommenden Jahren gründlich zu renovieren, um es dann wieder in vollem Glanz in Betrieb nehmen zu können.

Klickt doch mal diesen Link an, und überzeugt Euch selbst:

                               RUNDGANG DURCH DAS NÜRNBERGER VOLKSBAD



Also habe ich mich auf den Weg gemacht um dort ein stilvolles Bad in meinem neuen Badeanzug zu nehmen.
Am Volksbad angekommen, traute ich jedoch meinen Augen nicht:




Da stand es vor mir, groß und mächtig mit bröckelnder Fassade, den Glanz vergangener Zeiten erahnend
und es war GESCHLOSSEN!



Ich war jedoch nicht die Einzige, die es zum Volksbad zog. Vor der Türe traf ich noch ein paar Gleichgesinnte:


Den blutjungen Gärtner mit viel Idealismus und Tatendrang die Welt ein wenig besser zu machen.

Chantal die schicke Stadtdame, immer damit beschäftigt das Leben der Großstadt mit ihrem sündhaft teuren Fotoapparat einzufangen.

Oma Babette hochbetagt und schon ein bisschen weise durch ihre große Lebenserfahrung.

Und natürlich mich selbst nicht zu vergessen. Ein in die Jahre gekommenes Hippiemädchen aus der fränkischen Provinz. Aber immer noch voller Flausen im Kopf.



Zu guter Letzt tauchten auch noch sieben kleine Entchen vom Wöhrder See auf, da dort ja nicht mehr gebadet werden darf.


Wir drückten unsere Nasen an der Scheibe platt, um doch noch einen Blick auf das Objekt unserer Begierde zu erhaschen. Aber es half alles nichts, es war und blieb geschlossen.



Als wir dann vor lauter Ratlosigkeit noch geraume Zeit vor dem Volksbad verharrten, hatten wir eine Idee:




Wir mußten ihm eine Stimme verleihen. Den unhörbaren Hilfeschrei hörbar machen.

Obwohl wir alle so verschieden sind, gibt es zwei Dinge die uns alle miteinander verbinden:

Die Liebe zum Volksbad und natürlich unsere Häkelnadel!


Wir machten uns sogleich an die Arbeit:





 Es war ja schließlich schon fünf vor Zwölf:









und der Schrei nach Hilfe sollte so schnell wie möglich  für alle sichtbar werden:





Zwei der Entchen:

bestanden nicht ganz uneigennützig auf einen weiteren Schriftzug:





unsere hochbetagte Omi legte viele Häkelnachtschichten ein:



Nach vier Wochen unermüdlicher Häkelarbeit war es dann endlich soweit:































Es wäre wünschenswert, daß sich nochmal alle politisch Verantwortlichen mit den Vereinen (die sich seit Jahren dem Erhalt des Volksbades verpflichtet sehen) und dem bayerischen Finanzminister (dessen Heimatstadt bekanntlich Nürnberg ist!) an einen Tisch setzen um über den Erhalt des Volksbades zu diskutieren.
Wenn es ihnen dann noch möglich ist, sämtliches Parteigeklüngel und menschliche Aversionen außen vor zu lassen, und unser Finanzminister außerdem ein bisschen was von dem Restgeld mitbringt, welches er am Wöhrder See nicht in den Sand gesetzt hat, heißt es vielleicht für das VOLKSBAD doch noch irgendwann:



                             ENTE GUT ALLES GUT