Mittwoch, 30. Juli 2014

"Nürnberg ist bunt" und der Vandalismus!

Eigentlich hätte die Dokumentation unserer letzten Aktion ein zukunftsweisendes Zeichen für ein friedliches Nürnberg setzen sollen. Da aber Haß und Aggression die Folge waren, bevor ich überhaupt die ersten Zeilen schreiben konnte, rückt die Kernaussage als Wunschdenken in weite Ferne!

Wir haben viele Wochen Zeit, Arbeit und Liebe in eine Kunstinstallation gesteckt, die normalerweise schon auf den ersten Blick jedem bunt und freundlich erscheint und dazu auffordert, sich mit dem Inhalt des Konzeptes zu befassen.

Es regt zum Nachdenken an und beinhaltet unserer Meinung nach in keinster Weise Aussagen, von denen sich Menschen diskriminiert, bzw. zu Gewalt aufgefordert fühlen könnten. Das Material Wolle steht an sich für Weichheit und Wärme.
Aber  jeder soll die Gelegenheit haben, sich seine eigene Meinung zu bilden. Deshalb lasse ich jetzt erst einmal die Bilder und das Statement für sich selber sprechen:


Nürnberg ist bunt

Am 28. Juli 2014 jährt sich zum 100. mal der Beginn eines dunklen Kapitels europäischer Geschichte. Der 1. Weltkrieg begann.

Diesen Jahrestag hat die Nürnberger Häkelmafia zum Anlass genommen, um sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen.

Wir haben recherchiert, fotografiert, gelesen, diskutiert und uns auf Spurensuche in Nürnberg gemacht.

Dabei entstand die Idee zu unserem neuen Häkelprojekt Nürnberg ist bunt

1914 – 1918 ein von Schwarz-Weiß-Denken geprägter dunkler Zeitabschnitt, zeigte seine Auswirkungen auf unsere Gesellschaft: Leid, Zerstörung, übersteigerter Patriotismus und zunehmender Rassismus.

Natürlich könnte man jetzt fragen: „Das ist lange her, warum muss dieses Thema immer wieder aufgegriffen werden?“

Doch was passiert, wenn wir Denkfehler, die damals begangen wurden, vergessen und das Wissen nicht an die nächsten Generationen weitergeben?

Darum dürfen wir dies alles nicht vergessen!

Aber wir leben im Jetzt und blicken in die Zukunft.

Nürnberg ist eine multikulturelle Stadt. Im tagtäglichen Leben begegnen sich Menschen unterschiedlichster Kulturen und Religionen.
Zum Beispiel erlebbar in den fröhlichen Stadtteilfesten, die sämtliche Nationalitäten auffordern, Mauern im Denken abzubauen.

Im tagtäglichen Miteinander ergeben sich, durch die in den Kulturen unterschiedlichen Bräuche und Gepflogenheiten, auch Reibungspunkte.

Wir sind alle aufgefordert, uns dies ins Bewusstsein zu rufen und in ein positives, offenes und tolerantes „Aufeinander Zugehen“ umzusetzen.

Lasst uns alle daran arbeiten, dass unsere Zukunft bunt bleibt und noch bunter wird.

Auf der Grundlage von gegenseitigem Respekt, Wertschätzung und Höflichkeit im Miteinander !


Nürnberger Häkelmafi






































Wir waren zwei Tage vor Ort um die Kunstinstallation anzubringen. Während dieser Zeit haben wir von den Menschen die uns begegnet sind, fast nur positives Feedback bekommen. Das es natürlich auch einen Anteil in unserer Gesellschaft gibt, der sich mit Wollkunst im öffentlichen Raum nicht identifizieren kann, ist uns bewusst. Jedoch ist Kunst generell ein Thema, das zu Diskussionen Anlass gibt und auch geben soll. Die Schönheit oder Hässlichkeit von Kunst liegt ja immer im Auge des Betrachters. Sich das Recht zu nehmen, Kunst zu zerstören, weil sie nicht gefällt, widerspricht den Regeln einer Demokratischen Gesellschaft, in der Meinungsfreiheit ein verankerter Grundsatz ist. Künstler äußern ihre Meinung für gewöhnlich  in greifbaren Kunstobjekten.

Wir sind seit eineinhalb Jahren mit unseren Kunstwerken in Nürnberg unterwegs und machen immer wieder die Erfahrung, dass 99% Prozent der Menschen freudig und positiv auf unsere Kunst reagieren und es auch immer wieder zum Anlass nehmen, spontan vor Ort unsere Themen aufzugreifen und mit anderen zufällig vorbeikommenden Passanten zu diskutieren. Es entsteht somit eine wohlwollende Kommunikation im Alltag, die Menschen miteinander ins Gespräch bringt, die ansonsten achtlos aneinander vorbeigehen würden.
Wir und die Menschen die uns begegnen, empfinden dies als Belebung des öffentlichen Raums.

Leider zeigt uns die Erfahrung, dass eine Minderheit mit gewaltigem Aggressionspotential Macht über uns alle hat, indem sie ungebremst  vandaliert und ihrem Hass und ihrer Gewalt freien Lauf lässt.Dies geschieht meistens nicht nach einer Frist von mehreren Wochen, sondern häufig schon Stunden später und auch immer wieder nicht nur in der Nacht:


Eine Woche

Sie hatten eine Halbwertszeit von vier Tagen, danach fanden wir die Überreste verteilt in der Umgebung



Marge Simpson wurde am hellichten Tag vor dem Friseurgeschäft gestohlen


John fiel nach einer Woche einem Brandanschlag zum Opfer

Dieses Banner, wurde samt der zwei dazu angebrachten Plexiglasscheiben,mit brachialer Gewalt vom Geländer gerissen und in die Pegnitz geworfen








Dieser Brückenschlag mit Mannheim fand nach drei Tagen ein jähes Ende








Wir könnten jetzt noch unzählige Beispiele nennen, da dies das Schicksal fast aller unserer Kunstwerke ist.

Angebracht wäre aber eine grundlegende Gesellschaftsanalyse, warum Vandalismus, Vermüllung und Gewalt im öffentlichen Raum so überhand nimmt, obwohl die meisten Menschen es verpönen. 
Sehen wir bei Verstößen gegen die Moral des sozialen Miteinanders einfach weg? Ist es Gleichgültigkeit oder Angst vor der Reaktion des Aggressors? 
Wir sind alle aufgefordert Zivilcourage zu zeigen und dem Nächsten zu Hilfe zu eilen, der sich Gewalt entgegenstellt. Hinschauen und handeln statt wegsehen.





Wir können alle zu einer lebenswerten Gesellschaft beitragen.......................................





Montag, 21. Juli 2014

Erinnerungskultur

Man macht sich ja tagtäglich über alle möglichen und unmöglichen Dinge im Leben so seine Gedanken.
Vor kurzem habe ich mich gefragt, warum es mir immer noch so viel Freude bereitet, die Welt vor meiner Haustüre mit bunter Wolle zu verändern, obwohl die meisten Dinge sehr schnell zerstört oder gestohlen werden.
Es sind die Menschen, die mir bei meinen Aktionen begegnen. Immer wieder fällt mir auf, wie misstrauisch man sich im öffentlichen Raum begegnet. Aber sobald einer mit einem Lächeln oder einem netten Wort den ersten positiven Schritt macht, scheint so häufig das Eis gebrochen und das Misstrauen weicht einem gegenseitigem wohlwollenden "Aufeinander zugehen", bei dem wir alle so viel voneinander lernen können.

Da  der Beginn des 1.Weltkrieges am 28. Juli 2014 genau Einhundert Jahre zurückliegt, haben sich Chantal und ich Gedanken darüber gemacht, ob sich seit dieser Zeit im Denken der Menschen etwas verändert hat oder ob die Gesellschaft sich im Denken und Handeln wieder in eine Richtung bewegt, die den sozialen Frieden und unser aller Zusammenleben nachhaltig negativ beeinflussen könnte.



War es nicht ein von Schwarz-Weiß-Denken und übersteigertem Patriotismus geprägter dunkler Zeitabschnitt, der ganz Europa in einen grauenvollen Krieg gestürzt hat? Die Unfähigkeit aufeinander zuzugehen? Ein Denken in nationalen Blöcken?
Der Mensch als Individuum nicht mehr einzeln geachtet?



Vergessen dürfen wir diese Zeit nicht. Wir müssen unser Wissen an die nächsten Generationen, an unsere Mitmenschen weitergeben, damit sich diese Fehler im Umgang miteinander nicht mehr wiederholen. Gemeinsam Aggressoren und Menschenrechtsverletzungen Einhalt gebieten. Mut zu einem fairen und toleranten Miteinander, auf der Grundlage von Frieden, Freiheit und Menschenrecht!





Wir dürfen die Menschen nicht vergessen, die in diesem Krieg ihr Leben verloren haben. Jedoch sind wir auch aufgefordert in die Zukunft zu sehen und an der Gestaltung eines friedlichen sozialen Miteinanders mitzuwirken.



Lasst uns bunte Farbkleckse in Form von Offenheit, Liebenswürdigkeit und Toleranz in die Gesellschaft tragen, damit Schwarz-Weiß-Denken keine Chance hat.






Falls Ihr Euch jetzt genauso Gedanken darüber macht, wie man dies im eigenen tagtäglichen Verhalten  umsetzen kann, ist die Antwort eigentlich ganz einfach:








Make Love Not War!